Astrofotografie
im Lichte des Ruhrgebiets
Von
Ulrich Teschke
Die moderne Digitalfotografie eröffnet heute Möglichkeiten,
die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Selbst in Großstadtnähe
können ohne großen Aufwand beachtliche Ergebnisse erzielt
werden.
Mein
Wohnort ist nicht gerade das, was man als Traum eines
Astrofotografen bezeichnen würde. Rheinberg gehört zwar noch
zum Niederrhein, befindet sich aber hinsichtlich der
Lichtverschmutzung im Dunstkreis des Ruhrgebiets. In nur drei
Kilometer Entfernung zu meiner Gartensternwarte befindet sich
ein mittelgroßes Chemiewerk, und etwa 16 Kilometer Luftlinie
entfernt steht im Duisburger Norden eines der größten
Stahlwerke Europas. Mehrere Kohlekraftwerke, eine Müllverbrennungsanlage,
ein Skybeamer und zahlreiche Industriegebiete ergänzen den
Reigen der Lichtverschmutzer.
Vor
25 Jahren, als ich mit der Astrofotografie begann, gab ich mich
noch mit bescheidenen Ergebnissen vor aufgehelltem
Himmelshintergrund zufrieden. Doch mit der Zeit wuchsen die
Ansprüche, und die Deep-Sky-Fotografie auf Filmemulsionen fand
praktisch nur noch an dunklen Standorten in den Alpen oder auf
La Palma statt – dort dann allerdings nur mit kleiner Ausrüstung.
Den
Schritt zur Digitalfotografie zögerte ich lange hinaus, weil
ich mir eine entscheidende Verbesserung der Situation nicht
vorstellen konnte. Erst ein Artikel mit dem Titel »Lichtverschmutzung
ausgetrickst« in Sterne und Weltraum gab mir den entscheidenden
Schub (siehe SuW 6/2007, S. 76 – 81). In diesem Beitrag wird
erläutert, wie der belgische Sternfreund Didier Keus unweit der
Industriestadt Spa mit einem kompakten Refraktor, Linienfiltern
und einer CCD-Kamera faszinierende Falschfarbenaufnahmen
erstellte.
Ganz
so weit wollte ich nicht gleich gehen, aber mit schmalbandigen
Filtern, so dachte ich, müssten doch auch mit einer digitalen
Spiegelreflexkamera Aufnahmen von meinem Garten aus gelingen. Im
Herbst 2007 war es dann soweit: Ich kaufte mir eine Canon EOS
350D und ließ die Kamera auch gleich für den Durchlass des
H-alpha-Lichts umrüsten, in dem galaktische Nebel leuchten.
Meine
Gartensternwarte besteht nur aus einem Kubikmeter Beton mit
einer festen Säule darin, einer EQ-6-Montierung und
Sichtschutzzäunen, die das Licht der Straßenlaternen notdürftig
abschatten. Auf die Säule setze ich ein Newton-Teleskop vom Typ
Vixen R200-SS mit dem Öffnungsverhältnis 1:4, das mit einem
Komakorrektor ausgestattet ist. Die ersten Aufnahmen führte ich
noch am Leitrohr von Hand nach, doch inzwischen gönne ich mir
den Luxus eines Autoguiders.
Der
erste Versuch
Mein
erstes Objekt sollte der Hantelnebel Messier 27 werden. Dieser
Planetarische Nebel weist zwar keinen besonders großen
Winkeldurchmesser auf, aber er leuchtet hell und farbig. Doch
die ersten ohne Filter aufgenommenen Rohbilder sahen genau so
aus, wie das, was ich von den Filmemulsionen her gewohnt war.
Ernüchterung machte sich bei mir breit! Trotzdem machte ich
mich daran, die Bilder weiterzuverarbeiten.
Ich
hatte mich für das im Internet kostenlos erhältliche
astronomische Bildbearbeitungsprogramm IRIS entschieden und
konnte mit Hilfe der hervorragenden Anleitung im »Praxisbuch
der Astronomie mit dem PC« von Steffen Brückner mehrere Bilder
kombinieren. Die Feinarbeit erfolgte mit Photoshop. Der Ernüchterung
folgte nun ungläubiges Staunen. Aus den scheinbar lausigen
Rohbildern entstand ein kontrastreiches Bild des Planetarischen
Nebels Messier 27, das alle meine bisherigen Bemühungen in den
Schatten stellte (siehe Bild oben rechts).
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Die
Aufnahme links zeigt kontrastreich den Hantelnebel Messier
27. Das gelungene Bild dieses Planetarischen Nebels war
das erste Erfolgserlebnis unter einem von künstlichen
Lichtquellen aufgehellten Himmel. Es besteht aus fünf
Belichtungen von jeweils drei Minuten bei ISO 800.
(Zum
Vergrößern bitte auf das Bild klicken.)
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Nun
war mein Feuer entfacht. In der nächsten Stufe wollte ich gemäß
meiner ursprünglichen Idee einen Schmalbandfilter einsetzen.
Als Objekt nahm ich den Orionnebel Messier 42 ins Visier –
einfach und doch so schwierig: Einfach ist es, ein brauchbares
Bild vom Orionnebel zu erhalten; schwierig ist es jedoch, die
gesamte Dynamik vom hellen Zentrum des Nebels bis hin zu den
zarten Ausläufern zu erfassen.
So
sammelte ich eine halbe Nacht lang Rohdaten, mit
Belichtungszeiten von 0,3 Sekunden für die Trapezsterne im
Zentrum des Nebels sowie mit 60 Sekunden ohne Filter und bis zu
180 Sekunden mit H-alpha-Filter für den Nebel. Den gesamten
Bildverarbeitungsprozess zu erläutern, würde an dieser Stelle
zu weit führen, Details zur Addition
durch Maskierung erläutere ich auf den Seiten zur
Bildbearbeitung.
Gesagt sei hier nur, dass ich das H-alpha-Bild als Rotkanal in
die am längsten belichtete Aufnahmeserie einfügte und die mit
IRIS gemittelten Aufnahmeserien verschiedener Belichtungszeiten
mit Photoshop in Ebenen übereinander schichtete.
Der
letzte Schritt nach dem Verschmelzen dieser Ebenen bestand in
einem Rechenverfahren zur Bildschärfung, einer »echten Unschärfemaskierung«,
nicht zu verwechseln mit dem Filter «Unschärfemaskierung» in
einigen Bildbearbeitungsprogrammen. Der Bearbeitungsaufwand war
enorm, zumal ich dabei für mich Neuland betrat. Aber das
Ergebnis ließ mich erneut staunen (siehe Bild unten): Ein
derart detailreiches Bild hatte ich mit meinen einfachen
technischen Mitteln am Rande des Ruhrgebiets kaum erwartet!
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Dieses
detailreiche Bild des Orionnebels Messier 42 entstand
unter dem lichtverschmutzten Himmel des Ruhrgebiets. Die
Belichtung erfolgte mit einer Canon EOS 350Da an einem
Acht-Zoll-Newtonteleskop mit 800 Millimeter Brennweite.
Die Gesamtbelichtungszeit beträgt 1240 Sekunden.
(Zum
Vergrößern bitte auf das Bild klicken.)
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Signal-Rausch-Abstand
Nach
der schweren Geburt des Orionnebels wandte ich mich Objekten mit
geringeren Helligkeitsunterschieden zu. Sie ermöglichen es, mit
nur einer einzigen, aber möglichst lange dauernden Belichtung
zu arbeiten. Zunächst musste ich über meinen eigenen Schatten
springen und lernen, dass nicht jedes einzelne Rohbild, sondern
nur das Endergebnis gut aussehen soll. Dieses wird umso besser,
je mehr Informationen die Rohbilder enthalten und je besser sich
das interessierende Signal vom Rauschen trennen lässt, also ein
großer Signal-Rausch-Abstand.
Das
Rauschen entsteht überwiegend im Bildsensor selbst. Seine
einzelnen Bildelemente (englisch: pixel) setzen
temperaturbedingt Ladungsträger frei, den so genannten
Dunkelstrom. Diese Ladungsträger sammeln sich während der
Belichtung der Himmelsaufnahme in den Pixeln an. Am Ende der
Belichtung werden die Pixelinhalte ausgelesen. Dabei entsteht
ein weiteres, durch die Ausleseelektronik bedingtes Rauschen.
Dieses Ausleserauschen ist dem Signal des fotografierten
Himmelsobjekts überlagert, ebenso wie der Dunkelstrom. Bei höheren
Außentemperaturen und wenn sich der Bildsensor durch die
Benutzung erwärmt, wird das Rauschen stärker.
Zum
Rauschen des Bildsensors addiert sich dann noch die Helligkeit
des Himmelshintergrunds, der an meinem Standort recht deutlich
vorhanden ist. Das Signal des aufzunehmenden Himmelsobjekts
sollte stärker sein als die Rauschbeiträge des Bildsensors und
der Hintergrundhelligkeit zusammen, damit sich die weitere
Bearbeitung der Aufnahme lohnt. Das bedeutet in der Praxis, die
Bilder so lange wie möglich zu belichten, ohne dass dabei die
hellsten Partien des Objekts ausbrennen. Wie hell der
Himmelshintergrund dabei wird, spielt keine Rolle.
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Der
Vergleich zweier Rohbilder des Emissionsnebels NGC 281 im
Sternbild Kassiopeia veranschaulicht den Einfluss des
Rauschens. Das obere Bild wurde 300 Sekunden, das untere
600 Sekunden belichtet. Die Histogramme stellen die Häufigkeitsverteilung
der in den Bildern enthaltenen Pixelwerte dar. Die linke
Flanke des Helligkeitsverlaufs wird vom Rauschen des
Bildsensors und von der Hintergrundhelligkeit des Himmels
dominiert, die rechte Flanke entspricht dem etwas stärkeren,
gewünschten Signal des Himmelsobjekts. Das untere Bild
eignet sich für die Bearbeitung besser, weil hier der
Signal-Rausch-Abstand größer ist.
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Oben
werden
zwei Rohbilder miteinander verglichen, eines mit 300 Sekunden
und eines mit 600 Sekunden Belichtungszeit. Zu beiden Bildern
ist die Häufigkeitsverteilung der Pixelwerte als Histogramm
dargestellt. Das kürzer belichtete Rohbild sieht zwar
ansprechender aus, aber das länger belichtete zeigt eine
breitere Erhebung im Helligkeitsverlauf des Histogramms. Somit
vergrößert sich bei längerer Belichtungszeit der
Signal-Rausch-Abstand.
Schmalbandige
Nebelfilter
Speziell
im Licht einer Großstadt stellt dieses Verfahren den
Astrofotografen vor besondere Schwierigkeiten. Bereits nach
Belichtungszeiten von zwei bis drei Minuten ist der Hintergrund
sehr hell, aber das Signal hebt sich kaum vom Rauschen ab. Nun
kommt wieder mein ursprünglicher Ansatz zum Tragen:
Schmalbandige Nebelfilter, wie das von mir genutzte Baader
UHC-S-Filter, lassen das von Gasnebeln bei charakteristischen
Wellenlängen emittierte Licht nahezu ungehindert passieren, während
sie das Streulicht, das von irdischen Lichtquellen stammt, zu
einem erheblichen Teil herausfiltern (siehe Kasten rechts).
Dadurch lassen sich die Belichtungszeiten bequem auf 10 bis 15
Minuten ausdehnen, bis eine vergleichbare Hintergrundhelligkeit
erreicht wird. Gleichzeitig ist das Signal aber fast fünf Mal
stärker geworden.
Mit Filter der Lichtverschmutzung
ein Schnippchen schlagen
Galaktische Nebel, insbesondere
Sternentstehungsregionen, senden ihr Licht bei
bestimmten charakteristischen Wellenlängen aus. Im
Unterschied dazu lässt sich die durch künstliche
Lichtquellen bedingte Aufhellung des Himmels bei nahezu
jeder Wellenlänge nachweisen. Mit Hilfe schmalbandiger
Nebelfilter lassen sich die für das Objekt
charakteristischen Spektrallinien selektieren, das störende
Licht bei anderen Wellenlängen wird unterdrückt. Für
meine Aufnahmen nutze ich einen UHC-S-Filter von Baader
Planetarium.
In der Grafik oben ist der Anteil
des vom Baader UHC-S-Filter durchgelassenen Lichts in
Abhängigkeit von der Wellenlänge dargestellt. Im
Bereich des künstlichen Streulichts von 550 bis 600
Nanometer lässt das Filter kein Licht passieren.
Bei Wellenlängen um 500 Nanometer und 656 Nanometer, wo
galaktische Nebel ihre Linienstrahlung aussenden, ist
die Transmission maximal. Auf
diese Weise können Astrofotografen auch
lichtschwächere Gasnebel wie NGC
281 oder den Zirrusnebel NGC 6992 (siehe Bilder unten)
bequem erreichen.
Bei der Fotografie von Galaxien
mit Linienfiltern ist zu beachten, dass das
kontinuierliche Licht ihrer Sterne durch den Filter beträchtlich
geschwächt wird. Das Licht der in einer Galaxie
enthaltenen Gasnebel lässt der Filter hingegen
passieren. Auf diese Weise lassen sich die
Sternentstehungsgebiete in Galaxien besonders
hervorheben. Galaxien, die eine hohe
Sternentstehungsrate aufweisen, wie beispielsweise NGC
891 (siehe Bild unten), erweisen sich somit auch für
die Schmalbandfotografie unter lichtverschmutztem Himmel
als lohnende Ziele.
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Bei
Belichtungszeiten von 15 Minuten und mehr muss sich der
Beobachter natürlich schon überlegen, wie viele Rohbilder er
aufnehmen möchte, denn die Beobachtungszeit ist kostbar. Bei
hellen Objekten begnüge ich mich mit fünf bis sechs Bildern,
bei geringem Signal-Rausch-Abstand dürfen es auch zehn Bilder
sein. Zwischen aufeinanderfolgenden Aufnahmen versetze ich den
Bildausschnitt um einige Pixel, damit sich der systematische
Anteil des Rauschens bei der späteren Summation der
Einzelbelichtungen nicht aufaddiert. Bei dieser kleinen Pause kühlt
dann auch gleich der Kamera-Chip wieder etwas ab. Beim Abbauen
meiner Ausrüstung oder am nächsten Abend erstelle ich dann
noch einige Dunkelbilder, wobei es wichtig ist, diese mit
gleicher Belichtungszeit und Temperatur aufzunehmen wie die
Objektbilder.
Zusätzlich
nahm ich einmal auch Bilder einer gleichmäßig beleuchteten Fläche
auf (englisch: flatfield). Diese Aufnahmen erstellte ich mit und
ohne Linienfilter. Dividiert man die Rohbilder durch das
jeweilige Flatfield, so lässt sich der Einfluss
unterschiedlicher Pixelempfindlichkeiten und die ungleichmäßige
Ausleuchtung des Bildes durch die Vignettierung der Optik
ausgleichen. Mit dem Erzeugen der Rohdaten ist jedoch erst der
kleinere Teil der Arbeit erledigt, die Bildbearbeitung ist
mindestens ebenso wichtig.
Aus
Rohdaten entsteht ein Bild
Die
Bildbearbeitung beginnt in IRIS mit dem Abziehen des gemittelten
Dunkelbildes von jeder Einzelaufnahme und dem Dividieren durch
das Flatfield. Dann erst erfolgt die Konvertierung der Rohbilder
(RAW-Format) in Farbbilder. Das Ausrichten der Bilder kann
einfach an einem einzigen Stern erfolgen, sofern die Kamera während
der Belichtungsserie nicht verdreht wurde. Beim Mitteln der
Bilder verwende ich vorzugsweise das Sigma-Median-Verfahren.
Hierbei
werden Pixel mit extrem hohen oder niedrigen Werten in mehreren
Durchläufen durch den Mittelwert der übrigen Pixel ersetzt.
Dazu muss der Nutzer dem Programm den »Sigma-Koeffizienten«
vorgeben, der den Toleranzbereich der zulässigen Pixelwerte um
den Mittelwert definiert. Für diesen Koeffizienten hat sich der
Wert 2 bewährt, für die Anzahl der Durchläufe ebenfalls 2.
Nach diesen Vorbereitungen sieht das Bild schon viel besser aus.
Mit einiger Feinarbeit lässt es sich noch weiter verbessern.
Die hierfür erforderlichen Schritte möchte ich im Folgenden näher
beschreiben.
Schritt
1: Farbkalibrierung
Der
Astrofotograf sollte tunlichst den Monitor seines PCs
kalibrieren, damit er keine böse Überraschung erlebt, wenn er
das Bild auf einem anderen Gerät zeigt oder einen Fotoabzug
bestellt. Mit Hilfe von Testbildern und der zugehörigen
Anleitung stellt er zunächst seine Grafikkarte so ein, dass auf
dem Monitor möglichst alle Graustufen und alle Farbabstufungen
sichtbar sind. Benötigt er lediglich brauchbare Abzüge, so lässt
er vom Fotogeschäft seines Vertrauens ein Testbild auf Papier
erstellen und passt die Farbwiedergabe seines Monitors an dieses
Bild an. Die umfassende Farbkalibrierung heißt »Colormanagement«
und wurde von Siegfried Bergthal in SuW 3/2009, S. 90, ausführlich
beschrieben.
Schritt
2: Weißabgleich
Da
der Weißabgleich einer Digitalkamera eher Glückssache ist,
sollte der Fotograf sich nicht darauf verlassen und im
aufgenommenen Bild die Farben kalibrieren. Hierzu sucht er sich
im Bildfeld seiner Aufnahme mit Hilfe eines
Planetariumsprogramms einen sonnenähnlichen Stern vom
Spektraltyp G2. In der Bildbearbeitungssoftware IRIS lässt sich
ein gewünschter Stern am Bildschirm durch ein Rechteck auswählen.
Gibt man nun im Kommandofenster den Befehl »white2« ein, dann
stellt das Programm die Farben und Helligkeiten des Bildes so
ein, dass der gewählte Stern in der Mitte weiß erscheint.
Sollte nun der Hintergrund des Bildes sehr hell oder gar farbig
sein, markiert man noch ein Rechteck im Himmelshintergrund einer
dunklen Bildecke und tippt den Befehl »black« im
Kommandofenster ein. Dadurch wird der dunkelste Teil des Bildes
schwarz.
Schritt
3: Strecken
Der
wichtigste Schritt ist das Strecken der Helligkeits- und
Farbwerte. Die mächtigsten Werkzeuge in IRIS sind das
dynamische Strecken und das Farbstrecken. Hierbei werden feine
Helligkeits- beziehungsweise Farbunterschiede betont, hellere
Bereiche entzerrt und die darin vorhandenen Strukturen des
Objekts herausgearbeitet. Auch geringe Farbnuancen treten
hervor, und Sterne bekommen sichtlich Farbe, wie das Bild des
Zirrusnebels NGC 6992 links in der Mitte zeigt. Hierbei ist
jedoch Vorsicht geboten, denn schnell ist die Schraube des guten
Geschmacks überdreht. Beim Strecken der Helligkeits- und
Farbwerte besteht auch die Gefahr, die Vignettierung des Bildes
und die Farbe des Hintergrunds zu betonen, was unerwünscht ist.
In diesem Fall empfiehlt sich zum Schluss noch das Entfernen der
Aufhellung mit dem Befehl »remove gradient (polynomial fit)«.
Danach speichert der Nutzer das Bild am besten mit dem Befehl »savepsd2
name« mit 16-bit Farbtiefe für Photoshop.
Zum
Schluss die Feinarbeit
Nun
ist es bald geschafft. Beim Betrachten mit Photoshop erscheint
das Bild zunächst nur grau; um das fotografierte Himmelsobjekt
sichtbar zu machen, müssen die Tonwerte in mehreren Schritten
extrem angepasst werden. Die Feinabstimmung der Farben und
Helligkeiten erfolgt mit den Gradationskurven und der
Farbbalance.
Oft
lassen sich mit Hilfe eines Hochpassfilters weitere im Objekt
vorhandene Strukturen herausarbeiten. Der Hochpassfilter lässt
die Bildteile mit großen Helligkeitsänderungen passieren, während
die gleichmäßigen Bereiche grau erscheinen. Zunächst wird
eine Kopie des Bildes mit dem Hochpassfilter bearbeitet, und der
Schieberegler für den Radius so eingestellt, dass die gewünschten
Strukturen deutlich hervortreten. Diese gefilterte Kopie und das
Original werden dann ineinander kopiert, wobei die Ausprägung
der Struktur über den Deckungsgrad der Kopie eingestellt werden
kann. Der Hochpassfilter ist vergleichbar mit der oben erwähnten
echten Unschärfemaskierung und lässt sich auch mehrfach mit
unterschiedlichen Radien auf ein Bild anwenden. Endlich ist das
Bild fertig! Auch für einen geübten Bediener dauert der
Bearbeitungsvorgang etwa zwei Stunden, bei schwierigen Rohdaten
kann es auch beliebig mehr werden.
Die
hier skizzierten Schritte verdeutlichen, dass mit modernen
Methoden auch in einer lichtverschmutzten Umgebung
Astrofotografie möglich ist. Unter Berücksichtigung einiger
Tricks, die das Rauschen minimieren, lassen sich verwertbare
Rohdaten erstellen und mittels geeigneter
Bearbeitung in ansehnliche Bilder verwandeln.
NGC
281 |
NGC
6992 |
NGC
891 |
Bilder
oben und links:
Die
mit einem UHC-S-Linienfilter aufgenommenen Objekte geben
nach der Bildbearbeitung feine Details preis: Helle und
dunkle Gebiete im Gasnebel NGC 281, Filamente im
Zirrusnebel NGC 6992 und knotenförmige Gebiete in der
Edge-On-Galaxie NGC 891.
(Zum
Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.)
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Dies
belegen die oben dargestellten Aufnahmen des Gasnebels NGC 281
im Sternbild Kassiopeia, des Zirrusnebels NGC 6992 im Sternbild
Schwan und der Galaxie NGC 891 im Sternbild Andromeda. Die
Bilder von NGC 281 und NGC 891 bestehen aus sechs
beziehungsweise fünf Einzelbelichtungen von jeweils 600
Sekunden. Das länger belichtete Bild des Zirrusnebels ist mit fünf
Einzelbelichtungen von jeweils 900 Sekunden etwas rauschärmer.
Der
Umfang dieses Artikels reicht leider nicht aus, um die
Bildbearbeitung in allen Details darzustellen, aber ich hoffe
hiermit zumindest einen Leitfaden gegeben zu haben, den
interessierte Leser mit dem Freeware-Programm IRIS oder auf ähnliche
Weise auch mit anderen Programmen nachvollziehen können.
Zusätzlich
gibt es eine
detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung, die anhand eines
Beispiels den Weg von der Rohaufnahme zum fertigen Bild
veranschaulicht.
Weitere Bilder
die im Lichte des Ruhrgebiets aufgenommen wurden, sind in den
Galerien Gasnebel und Galaxien
gelb unterlegt.
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