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EQ-6


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Erstellt: 03.05.2002
Letzte Aktualisierung: 04.03.2010



Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" 8/2002 S. 65-67 erschienen
Bei der beschriebenen Montierung handelt es sich um ein frühes Modell. In der Zwischenzeit wurden von Skywatcher einige Veränderungen durchgeführt.

Verbesserungen an der Montierung Skywatcher EQ-6


von Ulrich Teschke


Mit der neuen Montierung Skywatcher EQ-6 bekommt man "viel Montierung" zu einem günstigen Preis. Dass eine neue Montierung Kinderkrankheiten hat, und dass man für so wenig Geld keine Wunder erwarten darf, sollte allerdings jedem Käufer klar sein. Eine Reihe kleiner Schönheitsfehler lässt sich jedoch mit geringem Aufwand beheben. Selbst das größte Manko, der nicht funktionsfähige Polsucher, kann mit ein wenig Bastelarbeit einsatzbereit gemacht werden.

Mit der EQ-6 wagt der chinesische Hersteller Synta den Vorstoß in die Mittelklasse der Montierungen und versucht den Spagat zwischen Qualität und günstigem Preis. Die vielen Vorbestellungen und die zwischenzeitlich ausverkauften Lager zeigen, dass hier offensichtlich eine Marktlücke besteht. Nun muss sich jedoch erweisen, ob der Spagat gelungen ist und die Qualität mit den bis zu viermal teureren Konkurrenzprodukten mithalten kann.

Als ich meine Neuerwerbung in Betrieb nehmen wollte, musste ich zunächst einmal feststellen, dass keine Bedienungsanleitung mitgeliefert wurde. Der Aufbau ist jedoch so einfach, dass man das auch ohne Anleitung schafft. Die Bedienung des Polsuchers allerdings hat dann doch einige Fragen aufgeworfen. Ich habe mir dann die englische Bedienungsanleitung, die tatsächlich existiert, aus dem Internet heruntergeladen [2], nur um festzustellen, dass auch hier der Polsucher nicht erläutert wird. Also habe ich mich mit der drehbaren Sternkarte neben die Montierung gesetzt, um die Funktionsweise selber herauszufinden.

Das Problem

Am Ende musste ich feststellen, dass eine Markierung als reproduzierbarer Bezugspunkt fehlt. Dadurch ist der Polsucher leider unbrauchbar und somit die Montierung in der ausgelieferten Form für Langzeit-Astrofotografie nicht geeignet, wie auch in [1] festgestellt wurde. Diese harte Aussage lässt sich jedoch relativieren, wenn es gelingt, eine geeignete Markierung anzubringen. Dies ist allerdings gar nicht so einfach, weil der zu überbrückende Abstand von der Datumsskala zum feststehenden Gehäuse recht groß ist. Außerdem muss dazwischen die Abdeckkappe aufgeschraubt werden, auf die ich auch nicht verzichten wollte. Dies ist den Konstrukteuren vermutlich auch erst aufgefallen, als sie ganz zum Schluss die Bedienungsanleitung schreiben mussten. Um den Mangel zu vertuschen, hat man die Beschreibung des Polsuchers dann vorsichtshalber ganz weggelassen.

Nun könnte man einfach am Gehäuse einen Zeiger anbringen, der auf die Datumsskala zeigt. Doch dann müsste man auf die schöne, stabile Abdeckkappe verzichten. Ein Zeiger oberhalb der Kappe macht auch keinen Sinn, weil durch den großen Abstand zur Skala die Genauigkeit nicht ausreichend wäre. Die folgende Lösung allerdings verbindet die oben genannten Wünsche alle miteinander.

verbesserter Polsucher b
Abb.1: Der verbesserte Polsucher

Die Lösung
Am Polachsengehäuse wird ein Zeiger angebracht, bei mir ist er aus 0,5 mm Edelstahl-Federblech gefertigt (Abb.1). Die Position des Zeiger ist unerheblich, da nachher auf den Zeiger justiert wird. Für einen guten Einblick ist es allerdings sinnvoll, den Zeiger oben anzubringen. Zur Befestigung des Zeigers mit zwei Schrauben M3 habe ich einfach mutig ins Gehäuse gebohrt. Bei 6 mm Bohrungstiefe bin ich glücklicherweise auf kein Hindernis gestoßen. Wer keinen Gewindebohrer hat kann hier einfach eine Stahlschraube in das weichere Aluminium drehen, bei einer Vorbohrung von 2,7 mm.

Ring
Abb. 2: Abmessungen des Alu-Ringes


Oberhalb der Datumsskala wird ein gedrehter Alu-Ring eingesetzt (Abb.2). Hierfür muss der gesamte Polsucher aus der Achse herausgeschraubt werden. Der Ring ist auf der Innenseite mit Veloursfolie beklebt, so dass er zwar drehbar ist, sich aber nicht von alleine verstellen kann. Die Außenseite ist poliert, damit sich der Zeiger darin spiegelt. Dadurch vermeidet man später bei der Einstellung einen Parallaxenfehler, wenn man immer so schaut, dass der Zeiger und sein Spiegelbild in einer Flucht liegen. Der Alu-Ring hat eine durchgehende Markierung auf der Außenseite und der Stirnfläche. Diese Markierung stellt die Verbindung her zwischen Zeiger und Datumsskala. Zeiger und Alu-Ring sind so bemessen, dass die Abdeckkappe noch dazwischen aufgeschraubt werden kann (Abb.3).
Wer keine Möglichkeit hat, den Alu-Ring zu drehen oder drehen zu lassen, kann das ganze auch mit einfachen Mitteln bauen, weil Ring und Zeiger keine Präzision erfordern, sondern nur Reproduzierbarkeit, d. h. sie dürfen nicht wackeln. Der Ring könnte z.B. aus Holz ausgesägt werden mit einer Scheibe aus Pappe davor. Am Außendurchmesser wird dann ein Stückchen flach abgefeilt und ein kleines Stück Spiegel mit einer eingeritzten Kerbe aufgeklebt. Der Verlauf der Kerbe wird dann stirnseitig mit einem Bleistiftstrich auf der Pappe verlängert. Der Zeiger kann einfach ein angeklebter Nagel sein, er darf aber nicht verrutschen oder verbiegen.

Zeiger über der aufgeschraubten Abdeckkappe
Abb. 3: Die Abdeckkappe lässt sich unter dem Zeiger aufschrauben.
Die Handbox ist mit Klettband angeheftet.

Benutzung des Polsuchers

Vor der Benutzung muss der Polsucher gut justiert werden, was leider werkseitig nicht geschehen ist. Zuerst wird der Polsucher zur Polachse ausgerichtet und danach die Position der Polarsternmarkierung eingestellt (siehe hierzu Kasten 1). Die anschließende Benutzung des Polsuchers ist in Kasten 2 erläutert.

Mit dieser einfachen aber entscheidenden Verbesserung wird auch mit der EQ-6 Astrofotografie möglich. Eventuell empfiehlt es sich noch eine bessere Steuerung nachzurüsten, die mit Mikroschrittbetrieb für eine bessere Laufruhe sorgt. Eine geringere Korrekturgeschwindigkeit als 2-fach wäre ebenfalls von Vorteil.

Ansonsten gibt es an der EQ-6 nur Kleinigkeiten zu bemängeln, wie sie auch an erheblich teureren Montierungen zu finden sind. Ein paar kleine Verbesserungen, die den Umgang mit der Montierung erleichtern, sind in Tabelle 1 aufgeführt.

 
Kasten 1: Justage des Polsuchers nach den Verbesserungsmaßnahmen
  1. Ein entferntes Objekt (z.B. Schornstein, Kirchturmspitze) in das Fadenkreuz stellen.
  2. Die Polachse um 180° schwenken. Das Objekt soll dabei im Fadenkreuz stehen bleiben.
  3. Andernfalls die 3 Madenschrauben am unteren Ring so verstellen, dass das Objekt den halben Weg zum Fadenkreuz zurück wandert.
  4. Das Objekt erneut ins Fadenkreuz stellen und den Vorgang so oft wiederholen, bis das Objekt beim Schwenken im Fadenkreuz bleibt.
Position der Polarsternmarkierung für MEZ
  1. Das Stativ so aufstellen, dass die obere Platte waagerecht ist und dann die Montierung aufsetzen.
  2. Die Polachse drehen, bis die Polarsternmarkierung senkrecht unter dem Kreuz steht. Als Einstellhilfe kann hier eine entfernte, senkrechte Hauskante dienen
  3. Den polierten Alu-Ring (nicht die Polachse) so drehen, dass Zeiger, Markierung und Spiegelbild des Zeigers deckungsgleich sind.
  4. Das Datum durch Drehen des Datumsringes (nicht der Polachse) so stellen, dass der 30. Oktober auf die Markierung des Alu-Ringes weist. [Am 30.10. kulminiert der Polarstern um 0 h MEZ auf 15° Ost]
  5. An dem schwarzen Ring unter dem Datumsring die kleine Madenschraube lösen, die Markierung auf die Längenkorrektur "0" drehen und die Madenschraube wieder festziehen.

 


Kasten 2: Benutzung des Polsuchers nach den Verbesserungsmaßnahmen
  1. Die Längenkorrektur auf die kleine Kerbe im schwarzen Ring stellen.
    Die Längenkorrektur ist die Differenz zwischen Längengrad des Beobachtungsortes und Längengrad der Zeitzone.
    Beispiel:    
    MEZ gilt exakt für 15° östl. Länge
    Rheinberg: ca. 7° östl. Länge (also westlich von MEZ)
    Differenz: 15°-7°= 8°
    Einstellung: 8° W
  2. Die Markierung des polierten Alu-Ringes auf das Datum stellen.
  3. Diese Markierung des Alu-Ringes durch drehen der Polachse unter den Zeiger stellen, so das Zeiger, Markierung und Spiegelbild des Zeigers deckungsgleich sind.
  4. Den Rektaszensions-Teilkreis auf 0 h drehen (nicht die Polachse) und klemmen.
  5. Die Polachse drehen, bis die Uhrzeit (obere Skala) auf der Markierung steht.
  6. Den Polarstern in die Kreismarkierung stellen durch Drehen an den Azimut- und Polhöhen-schrauben.
  7. Abschließend die Azimut- und Polhöhenschrauben kontern und die Zentralschraube unter dem Stativ festziehen, ohne dass der Polarstern die Kreismarkierung wieder verlässt.

 




Tabelle 1: Kleine Verbesserungen an der EQ-6


Mangel Abhilfe
Die Achse verstellt sich etwas beim Festziehen des Klemmhebels. Die Spitze des Klemmhebels ballig feilen.
Der gelöste Klemmhebel sackt durch sein Eigengewicht nach unten und bewirkt eine unerwünschte Klemmung. Eine Feder unterlegen (1,5 Windungen) oder eine Federscheibe.
Der schwarze Klemmhebel ist im Dunkeln schwer zu finden. Den Lack entfernen oder weiß lackieren oder mit Leuchtfolie bekleben.
Die Handbox fällt leicht herunter. Selbstklebendes Klettband an Handbox und Montierung anbringen (siehe Abb. 3).
Die Teilkreise sind recht grob unterteilt. Einen Nonius anbringen,
(siehe Abb. 4, 5 und 6)
Die Abdeckkappe des Polsuchers lässt sich schwer öffnen und geht leicht verloren. Die Abdeckkappe mit einer Lasche (z.B. Kabelbinder) und einer Schraube befestigen.
Die Markierung für die Längenkorrektur am Polsucher ist schlecht zu sehen. Die schwarze Beschichtung in der Kerbe abkratzen (z.B. mit einer Reißnadel).


Nonius am Rektaszensions-Teilkreis
Nonius am Rektaszensions-Teilkreis
Abb. 4: Nonius am Rektaszensions-Teilkreis ,
die Genauigkeit erhöht sich von 10 min. auf 1 min.

Abb. 5: Nonius am Deklinations-Teilkreis,
die Genauigkeit erhöht sich von 2° auf 20 bogenmin.


Zeichnung Nonius

Die maßstäbliche Zeichnung am besten mit einem Laserdrucker ausdrucken. Bei Verwendung eines Tintenstrahldruckers empfiehlt es sich, eine Kopie zu erstellen, da diese langlebiger ist. Bei Maßstabsabweichungen kann die Zoom-Funktion des Kopierers verwendet werden, bis der Maßstabs-Balken exakt 50 mm lang ist.
Ich habe das Papier mit Selbstklebefolie umklebt und mit Doppelklebeband an der Montierung befestigt.
Die Ausrichtung der Nonien ist ganz einfach. Den Teilkreis genau auf Null stellen und die Null des Nonius auf eine beliebige Hauptmarkierung des Teilkreises ausrichten, wie auf den Fotos oben zu erkennen. Bei der Rektaszension z.B. auf 21 h ausrichten und bei der Deklination auf 30°.
Die äußeren Striche der Nonien müssen wiederum mit einem Strich des Teilkreises übereinstimmen.


Fazit

Die EQ-6 ist nicht nur für Beobachter, sondern auch für Astrofotografen ein preiswerter Einstieg in die Mittelklasse. Allerdings muss man ein wenig bastlerisches Talent mitbringen, um die vorhandenen Mängel zu beseitigen. Man sollte einkalkulieren, dass bei der fotografischen Verwendung der EQ-6 schon bald der Wunsch nach einer besseren Steuerung aufkommen könnte, die jedoch gut nachgerüstet werden kann. Dann erhält man eine vollwertige Astrofotomontierung für Geräte bis mindestens 10 kg. Selbst mit dieser Nachrüstung ist die Montierung immer noch als preiswert zu bezeichnen.


Literaturhinweis:

Stephan Linhart: Die Montierung Skywatcher EQ-6, SuW 41, 60 [4/2002]

 



 

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